Allgemeine Informationen für Menschen mit Querschnittlähmung zum Corona Virus

Der Corona-Virus SARS-CoV-2 (SARS – steht für schweres akutes Atemwegssyndrom) der die COVID 19 Pandemie ausgelöst hat, ist in aller Munde. Wir wollen an dieser Stelle in Kurzfassung über die Verbreitung, Prävention und Risiken für Menschen mit Querschnittlähmung informieren.

 

Corona-Virus

Der neuartige Virus wird nach heutigem Wissenstand von Mensch zu Mensch über Tröpfcheninfektion übertragen. Somit ist eine Übertragung im Besonderen durch Niesen und Husten aber auch über Schmierinfektion (Kontakt Nase – Hände – Hände – Nase) möglich. Auf Oberflächen kann der Virus bis zu 9 Tagen überleben, wobei er wohl aber nur 4-5 Tage ansteckend ist (BfR).

 

Krankheitssymptome

Der Krankheitsverlauf kann variieren von fast symptomlosen Infektionen (ca. 80%) bis zu schweren Erkrankungen (ca. 20% wovon ca. 5% intensivpflichtig werden) mit schwerer Pneumonie, akutem Atemnotsyndrom, septischem Schock und Multiorganversagen. Die Infektion kann je nach Schwere des Krankheitsverlaufs von 2 Wochen bis 6 Wochen dauern. Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich 5-6 Tage, kann sich aber auch bis auf 14 Tage ausdehnen.

Die häufigsten Symptome basierend auf knapp 56.000 Laborfällen (laut WHO):

Fieber 87,9%
Trockener Husten 67,7%
Fatigue 38,1%
Produktion von Sputum 33,4%
Kurzatmigkeit 18,6%
Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schüttelfrost 10 - 15%
Übelkeit, Erbrechen, Schnupfen, Durchfall unter 5%
Einschränkungen des Geruchs- und Geschmackssinns werden ebenfalls beschrieben

 

Risiko

Ob und welche Menschen mit Querschnittlähmung ein besonderes Risiko für die Erkrankung und den Verlauf beim Kontakt mit dem Virus haben wissen wir nicht. Aufgrund der Erfahrungen mit anderen Infektionserkrankungen müssen wir jedoch davon ausgehen, dass mit der Einschränkung durch die Rückenmarksschädigung und dem Alter der Betroffenen das Risiko steigt. D.h. Tetraplegiker sind stärker betroffen als Paraplegiker. Da COVID-19 vor allem die Lungenfunktion beeinträchtigt, ist die bestehende eingeschränkte Atemfunktion ein zusätzlicher Risikofaktor.

 

Therapie

Da es sich um einen neuartigen Virus handelt können nur Symptome behandelt werden. Es gibt keine ursächliche medikamentöse Therapie, umso wichtiger ist die Prävention. Hier treffen für Menschen mit Querschnittlähmung die gleichen Maßnahmen zu, wie für die allgemeine Bevölkerung.

 

Pneumokokkenimpfung

Die Pneumokokken-Impfung schützt nicht vor COVID-19. Allerdings können Pneumokokken-Infektionen zu schweren Lungenentzündungen und Sepsis führen und die Versorgung der Patienten auf einer Intensivstation ggf. mit Beatmung erfordern. Dies gilt es gerade bei einem ohnehin schon stark belasteten Gesundheitssystem zu vermeiden (RKI).

 

Persönliche Schutzmaßnahmen

  • „Social Distancing“ d.h. möglichst zu Hause bleiben und mit wenig Menschen persönlichen Kontakt haben. Hierzu auch die Anweisungen der einzelnen Bundesländer beachten.
  • Abstand halten – d.h. 1.5-2 Meter Abstand
  • Vermeiden Sie Berührungen (kein Händeschütteln, keine Umarmungen).
  • Vermeiden Sie das Berühren von Mund, Augen und Nase mit den Händen.
  • Husten oder Niesen, soweit möglich, in die Armbeuge oder ein Taschentuch verwenden, dass anschließend entsorgt wird.
  • Hände regemäßig und ausreichend lange (mind. 20 Sekunden) mit Wasser und Seife waschen – auch nach Niesen, Husten oder Naseputzen.
  • Wenn Sie durch Drittpersonen versorgt werden, achten Sie darauf, dass diese Personen die Hygienemaßnahmen genauso einhalten und bei Bedarf auch Mundschutz oder Handschuhe tragen.

 

Mund-Nasenschutz

Wenn sich eine an einer akuten respiratorischen Infektion erkrankte Person im öffentlichen Raum bewegen muss, kann das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) oder einer alternativen, ggf. textilen Barriere im Sinne eines MNS durch diese Person sinnvoll sein (Schutz der Mitmenschen). Für die optimale Wirksamkeit ist es wichtig, dass ein Mund-Nasen-Schutz korrekt sitzt (d.h. enganliegend getragen wird), bei Durchfeuchtung gewechselt wird, und dass während des Tragens keine (auch keine unbewussten) Manipulationen daran vorgenommen werden.

 

Arbeit

  • Arbeiten – wenn möglich vom Homeoffice aus – ansonsten nur notwendige Treffen so kurz wie möglich.
  • Öffentliche Verkehrsmittel können durch zusätzliche Kontakte problematisch sein.
  • Wenn Sie Grippeähnliche Krankheitssymptome oder Atemwegssymptome haben, bleiben Sie zu Hause.
  • Wenn Sie als Peer aktiv sind nutzen Sie ausschließlich Video-/Telekommunikationsmöglichkeiten (Telefon, Skype, Zoom, WhatsApp, Facetime etc.).

 

Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Arztbesuche.

  • Verzichten Sie auf Therapiemaßnahmen, wenn nicht von Ihrem Arzt eine unbedingte medizinische Notwendigkeit festgestellt wird.
  • Verschieben Sie Arzttermine, die zur Kontrolle dienen wenn Sie nicht Sie akut erkrankt sind.

 

Hilfsmittel und Medikamente

  • Organisieren Sie die Versorgung mit den von Ihnen benötigten Hilfsmittel und Medikamente rechtzeitig.
  • Wenn Ihnen das Desinfektionsmittel ausgegangen ist und nicht geliefert werden kann, finden Sie für das Katheterisieren hier Alternativen auf Seite 13 Leitlinie Intermittierender Katheterismus

 

Was tun bei Verdacht auf …

Wenn Sie sich krank fühlen (Fieber, Husten, grippeähnliche Symptome oder Atemwegssymptome), dann wenden Sie sich telefonisch an Ihren Hausarzt, Betriebsarzt bzw. das regional zuständige Gesundheitsamt. Dort wird man Sie über das weitere Vorgehen und insbesondere über die Notwendigkeit von Abstrichen SARS-CoV-2 informieren. Dort wird man über die Notwendigkeit einer Laboruntersuchung (Abstrich) auf entscheiden.

 

Ausfall von Betreuungs- oder Pflegepersonen

Als Person, die auf fremde Hilfe, Pflege und Betreuung angewiesen ist, kann es sein, dass Ihre Hilfsperson erkrankt oder in Quarantäne gestellt wird. Daher ist es wichtig, dass Sie sich im Vorfeld Gedanken machen, wie Sie in diesem Fall versorgt werden können. Kontaktieren Sie ihren behandelnden Arzt, ihr betreuendes Querschnittzentrum, den Kostenträger oder das Gesundheitsamt, wenn Ihre Pflege nicht mehr gewährleistet ist und Sie keine alternative Versorgung bekommen können.

 

Literatur

BfR: https://www.bfr.bund.de/cm/343/kann-das-neuartige-coronavirus-ueber-lebensmittel-und-gegenstaende-uebertragen-werden.pdf Abruf 24.3.2020

RKI : https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste.html Abruf 24.3.2020

WHO : Report of the WHO-China Joint Mission on Coronavirus Disease 2019 (COVID-19). (PDF; 1,6 MB) 16–24 February 2020. Weltgesundheitsorganisation (WHO), 28. Februar 2020, abgerufen am 24.3.2020.

 

Hier können Sie die Informationen zu SCI und Corona als PDF-Datei herunterladen